Ich hatte es in einem anderen Blogeintrag bereits erwähnt, aber nachdem Anna und Elsa auf Tour gegangen sind und Johannes und ich glücklicher Weise noch etwas in Blantyre bleiben konnten, war es dann letzte Woche Mittwoch auch für uns soweit.
Die Info bekamen wir einen Tag vorher, frühes Aufstehen war angesagt, denn es sollte bereits um 5:45 Uhr los gehen. Wir wurden von McArthur, dem Chef des Solomonic Peacocks Theatre und Leiter der Tour abgeholt, genau wie der Rest unserer Crew.
Den ersten richtigen Stopp legten wir in Zomba ein. Dort wurden dann noch ein paar organisatorische Dinge besprochen und schon ging es weiter. Zu dem Zeitpunkt war es schon fast Mittag, weshalb wir in einem kleinen Dorf hielten, in welchem McArthur aufgewachsen war und wo es für uns Mittag geben sollte. Dort machte ich auch meine erste Zuckerrohrerfahrung. Mein Fazit: teilweise ein bisschen schwierig zu schälen, aber ansonsten recht lecker.

Nach einem kleinen Mittagspäuschen und für mich Mittagsschläfchen, ging es ins erste Dorf. Als dann ein bisschen Publikum vorhanden war, begann Jimmy, ein Mitglied des Theaters und letztenendes Hauptakteure der Tour, den Menschen von der anstehenden Wahl zu erzählen. Dabei lag der Fokus größtenteils darauf, wie, wann und wo sie wählen sollten. Damit das Ganze bestmöglich bei den Personen ankommt, wurde jedoch alles auf Chichewa erklärt. Was leider auch bewirkte, dass Johannes und ich als Nicht-Chichewa-Sprechende aus dem Programm ausgeplant waren und nur eine passive Rolle für mich als Fotografin und Johannes als Schildhalter einnahmen.

Jimmy am erklären und Johannes professionell am Poster halten

Wir besuchten an dem Tag noch ein zweites, nahegelegenes Dorf und machten uns dann langsam auf den Weg zur Lodge. Zwischendurch hielten wir noch in einigen kleinen Dörfern, um mit den jeweiligen Chiefs Termine für den nächsten Tag auszumachen, damit wir nicht ohne Publikum da stehen. In der Lodge aß ich noch kurz Abendbrot und fiel anschließend nur noch ins Bett. Der Tag war insgesamt ziemlich anstrengend, ich seit 5 Uhr auf den Beinen und gefüllt mit viiieeelen neuen Eindrücken.

Am nächsten Tag ging es vormittags erneut in zwei Dörfer. Insgesamt waren die Auftritte ziemlich entspannt. Manchmal, wenn genug Menschen vor Ort waren kam zu der reinen Erklärung noch ein improvisiertes Theaterstück, welches, auch wenn ich es nicht verstand (war ja auf Chichewa), jedes Mal mega interessant und cool mit anzuschauen war. Mein Highlight im ersten Dorf war jedoch, dass wir nach der Show von einer Frau zum Tanzen aufgefordert wurden. Als Musik hatten wir nur den Gesang der Frau, was nochmal eine ganz andere Wirkung hatte.

Mir viel in den Dörfern vorallem die Begeisterung der Kinder auf. Egal ob man ihnen nur zu gewunken, sie mit „Hi“ oder „Hello“ angesprochen oder mit ihnen ein einfaches High Five gemacht hat, immer haben sie angefangen zu lächeln und zu kichern, was wirklich jedes einzelne Mal einfach purer Zucker war.
Nach den zwei Dörfern legten wir eine kurze Mittagspause ein und zogen dann weiter zum nächsten Dorf. Das war jedoch nicht das letzte des Tages. Zu dem letzten war es etwas weiter, weshalb wir bis dort ein Taxi nahmen.
Warum erwähne ich das? Tja, diese Taxi fahrt war besonders. Ihr müsst euch vorstellen, wir waren zu fünft unterwegs, man denkt sich vielleicht, alle in ein Auto bekommen, sei jetzt schon kritisch. Der Witz ist jedoch, dass ein Taxi bei uns hielt, welches nicht nur den Fahrer beinhaltete, sondern noch eine weitere Person. Wir wurden trotzdem aufgefordert einzusteigen. Zum Kontext, das Auto war ein Viersitzer, ein Nissan March (wenn ich mich richtig erinnere) und damit definitiv nicht für 7 Personen ausgelegt. Ich wage zu behaupten, das war die interessanteste Fahrt meines Lebens.

Auf dem vorderen Sitz saßen Jimmy und Lydia, auf den hinteren Sitzen saßen wir zu viert und versetzt zueinander

Am nächsten Tag sollten eigentlich nochmals 4 Dörfer anstehen, jedoch erfuhr ich an dem Morgen, dass nur noch ein Dorf vor uns lag. Die anderen Dörfer hatte Jimmy bereits online aufgeklärt. Das war sehr gut, denn wir hatten eigentlich nur noch einen Tag, um unsere Tour zu beenden. Denn nach jeder Aufführung bekamen wir von dem Chief des Dorfes einen Stempel, wir sollten in 10 Dörfer und brauchten demnach 10 Stempel, damit unsere Arbeit als beendet galt. Das Problem war jedoch, dass wir diese bis Freitag brauchten, da alle Stempel dann nochmal von einer Behörde gegengezeichnet werden mussten und diese Behörde hatte nur bis Freitag auf. Doch nicht nur das, da Dienstag den 16. September hier die Wahlen sind, müssen alle Touren bis Montag beendet sein. Dementsprechend war es gut, dass wir so früh fertig waren, da nun genug Zeit blieb, den letzten Stempel zu holen und das Ganze gegenzeichnen zu lassen.
Für uns ging es also bereits am Freitag zurück nach Blantyre. Hier angekommen meinte McArthur dann noch zu uns, dass wir aufgrund der Wahlen kommenden Dienstag besser die Woche über zuhause bleiben und nicht in die Stadt gehen sollen.
An der Stelle noch ein paar Informationen zur Wahl. Anders als in Deutschland wird hier direkt der Präsident des Landes gewählt. Aber am Dienstag ist nicht nur die Präsidentschafts-, sondern auch die Kommunal- und Parlamentswahl. Anders ist auch, dass man sich hier registrieren lassen muss, um an der Wahl teilnehmen zu können, weshalb bereits unsere Vorfreiwilligen eine Tour zur Wahl begleitet haben, um die Menschen zur Registrierung aufzufordern. Was ich besonders interessant finde, ist, dass häufig Trucks mit lauter Musik, Lautsprechern und Personen in den Tshirts der jeweiligen Partei durch die Straßen fahren, um für ihre Partei zu werben. Zusätzlich müssen sich Politiker hier erst beweisen, indem sie sich bereits vor ihrer Wahl für bestimmte Projekte und ihre jeweiligen Ziele einsetzen.
Ich persönlich finde, das hat den Vorteil, dass sie dadurch zuverlässiger und vertrauenswürdiger wirken, jedoch stehen nicht jedem die finanziellen Mittel zur Verfügung, sein Können unter Beweis zu stellen, weshalb ich finde, dass das System in dieser Hinsicht auch Nachteile birgt. Laut Aussage eines Bekannten, sehen viele Malawier in genau dem Vorgehen aber den Beweis, dass der jeweilige Politiker weiß, wie er mit Geld umzugehen hat und somit wahrscheinlich auch ein geringeres Korruptionsrisiko, könnte ich mir zumindest vorstellen.
Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie die nächste Woche wird und wer die Wahl gewinnt.

3 Kommentare

  1. Deine Blogs sind sehr interessant. Ich finde es sehr spannend in ein Land zu gehen, welches zu den ärmsten Ländern der Welt zählt. Die Unterschiede zu Deutschland sind bestimmt groß und trotzdem wirst du viele Erfahrungen sammeln die dich in deinem zukünftigen Leben begleiten werden.
    Genieße die Zeit.
    Annett

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