Vielleicht erinnern sich einige, dass ich meinte, wir müssten eine Woche aufgrund der Wahl zuhause bleiben (was wir auch vorbildlich getan haben). Am 16.09. war es also soweit und ein paar Tage vorher ging es hier drunter und drüber. In der Stadt fanden letzte Wahlkampagnen statt, Menschen liefen überall mit Shirts ihrer Partei rum und Transporter mit lauter Musik und allen möglichen Ansagen schalten durch die Stadt.
Wir gingen davon aus, dass die Ergebnisse in den folgenden zwei Tagen verkündete werden würden, aber Pustekuchen. Die Auswertung zog sich und in der Zeit war es ruhig, zumindest bekam ich nichts von Ausschreitungen oder sonstigem mit. Am Ende der Woche freute ich mich in den kommenden Tagen und Wochen endlich wieder raus gehen zu können. Die Wahlergebnisse waren jedoch immer noch nicht erschienen, dafür jedoch eine Mitteilung, dass 8 Menschen aufgrund von Wahlbetrug verhaftet wurden. Die Ergebnisse kamen dann letzte Woche Mittwoch also 8 Tage nach der Wahl. Zu diesem Zeitpunkt waren wir glücklicherweise Zuhause, denn sobald bekannt gegeben wurde, dass die Ergebnisse zu einer bestimmten Uhrzeit des selben Tages erscheinen, wurden wir von unserem Mentor und Chef angerufen, welche uns dazu aufforderten, umgehend nach Hause zu fahren und dort zu bleiben. Auch Läden schlossen frühzeitig und die Menschen wurden nach Hause geschickt. Warum das ganze, wo Malawi doch als friedliches Land und warmes Herz Afrikas gilt?
Rückführen lässt sich das auf 2019. In diesem Jahr fanden ebenfalls Wahlen statt, welche der bereits regierende Präsidenten gewann. Sehr zum Unmut der Bevölkerung, welche ein anderes Ergebnis erwartet hatte. In Folge dessen kam es zu Demonstrationen und Unruhen. Das Gute daran ist, dass die Unzufriedenheit der Bevölkerung gerechtfertigt war und es zu Nachforschungen das Wahlergebnis betreffend kam. Diese zeigten den Wahlbetrug Mithilfe von Korrekturmitteln. Daraufhin wurde das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen für ungültig befunden und Neuwahlen einberufen, welche im Juni 2020 stattfanden und damit endeten, dass die Opposition (MCP) mit Lazarus Chakwera als neuen Präsidenten gewann.
Die jetzige Wahl entschied jedoch niemand anderes als Peter Mutharika von der DPP für sich, der Präsident von 2014-2019, welcher 2019 unter Wahlbetrug siegte. Schon wieder Betrug?
Tatsächlich nicht, aber warum entscheidet man sich erneut für den Präsidenten, welchen man vorher abgesetzt hat?
Sekani hat es mal nett beschrieben als, wenn du Steine ist, kommt dir die Aussicht auf Erde großartig vor, doch wenn du dann Erde ist, willst du lieber wieder Steine essen.
Viele haben sich von Chakwera eine Verbesserung gewünscht, stattdessen gab es in den letzten Jahren eine starke Inflation inklusive Nahrungs- und Treibstoffknappheit. Die Menschen haben das Gefühl, dass es früher besser war und so gehen sie „zurück zum toxischen Ex“ (Worte von Florence, einer Bekannten von mir).
Aber für den Wechsel spricht noch ein weiterer Punkt. Bei der letzten Wahl kam es zu einer Koalition zwischen der MCP, UTM und Peoples Party mit Chakwera als Präsident und Saulos Chilima als Vizepräsident. Das ist in sofern relevant, als dass vor allem junge Menschen hinter Chilima standen, da er als jung, charismatisch, sympathisch und somit vielversprechend galt. Viele wollten ihn an der Macht sehen und waren dementsprechend enttäuscht als 2019 Mutharika erneut gewann.
Scheinbar gab es eine Vereinbarung zwischen Chakwera und Chilima, dass die ersten 5 Jahre Chakwera als Präsident fungiert und anschließend Chilima am Zug sei. Jedoch kam es nie dazu, da Chilima 2020 bei einem Flugzeugabsturz verstarb.
Trotz Untersuchung, die das Gegenteil beweisen, glauben einige Menschen, dass Chakwera seine Finger im Spiel hatte, was auch ein Grund ist, weshalb sie ihn nicht erneut als Präsident wollen. Ganz nebenbei war bei den Untersuchung den Absturz betreffend auch Deutschland involviert, da ebenfalls einige deutsche Diplomaten an Bord waren.
Insgesamt kann man also festhalten, dass die Menschen sich heute vorallem Sicherheit, eine stabile bzw. Verbesserung der Wirtschaft und weniger Nahrungsknappheit erhoffen. So zumindest den Eindrücken und Aussagen nach, die ich bis dato gehört habe. Ich möchte an dieser Stelle festhalten, dass ich nicht für alle und mir völlig fremde Menschen in diesem Land sprechen kann und die Informationen sich lediglich darauf berufen, was ich aufgeschnappt oder in Teilen nachlesen konnte. Nichtsdestotrotz hoffe ich einen kleinen Einblick vermittelt zu haben.
PS habt ihr noch andere Fragen, die ihr teilen möchtet, sodass ich sie in meinem nächsten Beitrag klären kann? Dann hinterlasst gerne einen Kommentar, darüber würde ich mich freuen.
Mein Sonnenschein, für mich ist dein Bericht zu der Wahl sehr spannend und interessant zu gleich. Hast toll recherchiert. Ich habe gelesen, daß es sehr viele Waisenkinder gibt (Straßenkinder) da ihre Eltern an AIDS gestorben sind. Welche Möglichkeiten hat man in Malawi zur Hilfe (Kinder) und AIDS Aufklärung.
Danke für den Bericht! Hast du toll geschrieben. ^^
Hallo Larissa, deine Texte sind sehr interessant und ich freue mich immer sehr sie zu lesen. Mach weiter so und genieße die Zeit. Liebe Grüße René