Okay zugeben sind es noch nicht ganz zwei Monate, 10 Tage fehlen noch. Aber nach quasi 2 Monaten hat sich mein Leben hier ein wenig eingependelt. Deshalb dachte ich erzähle ich mal ein bisschen davon.
Ein paar Eindrücke von der ersten Zeit hab ich ja schon geteilt, unter anderem die Hochzeit, meine Erleichterung und Stress durch die Tour etc. Mein Vorbereitungsseminar sollte mich eigentlich gut auf die erste Zeit bzw. die erste Phase des Auslandsjahres vorbereiten. Mir wurde vermittelt, dass man genau dann wie durch eine rosarote Brille sieht. Alles ist einfach toll, man ist glücklich, überall gibt es frische Ananas, welche natürlich viel süßer, köstlicher und überwältigender ist als zuhause. Die Ananasphase halt.

Vielleicht ist das auf einen großen Teil der Freiwilligen anwendbar, obwohl ich auch mehrere gehört habe, denen es ähnlich wie mir erging/ergeht. Denn meiner Meinung nach erstellt das ein etwas unrealistisches Bild, in meiner bisherigen Zeit hier war nicht alles schön und toll und großartig und ich auch sicher nicht immer happy. Es ist auch nicht so als hätte ich die unschönen Dinge hier nicht wahrgenommen oder ausgeblendet, oft genug hab ich zu meiner WG bzw. meinen Mitfreiwilligen gemeint, ich habe gerade einen „Kulturschockmoment“, welcher zu unserem Zeichen der Überforderung und Überwältigung wurde. Und dazu zählen nicht mal unbedingt Tatsachen, wie die Müllentfernung bzw. -verbrennung, Stromausfälle, welche wir durchschnittlich alle zwei Tage haben, Wäsche per Hand waschen zu müssen, mal fehlend Wasser zu haben oder Personen, welche einen Zeitpunkt ausmachen und dann erst 1h später erscheinen (was aber nicht allgemeingültig und damit nicht auf jeden zutrifft bzw. nicht immer so ist). Meine (quasi) erste Reaktion war also nicht „ui alles ist großartig“ sondern eher „puh okay“. Und wenn man dann mit der Einstellung ran geht, genau jetzt müsse doch eigentlich alles toll sein, fragt man sich, wie es dann später wird und wie man, wenn es schlimmer wird, das ein Jahr durch stehen soll. Aber es gab auch wirklich viele schöne Dinge, welche die negativen Seiten sehr aufgefangen haben. Dazu gehört die Aufregung und Erfahrungen der ersten Woche, aber auch meine Mitfreiwilligen, die Freundlichkeit der Menschen, Shoprite, ein Laden in dem man fast alles an Nahrungsmitteln findet und lokale Märkte.


In meiner zweiten und dritten Woche, war es für mich teilweise schwierig. Ich hatte wenig Beschäftigung, war viel zuhause und Anna und Elsa waren bereits auf Tour. Als Johannes und ich dann ebenfalls Blantyre verließen, hat sich das ein wenig aufgestaut, zusammen mit Übermüdung und ein paar anderen Dingen, war das mit der Auslöser für mein aufkommendes Heimweh. Geholfen haben mir dann vor allem die Freude in kleinen Dingen zu finden und diese auch aufzuschreiben.
Meine kleinen Highlights des Tages schreibe ich auch jetzt noch auf und möchte mir das auch bei behalten. Was mir auch ungemein geholfen hat, war der Austausch mit Mitfreiwilligen, einfach darüber zu reden und gleiche Erfahrungen teilen zu können, sich einfach verstanden fühlen.
In den letzten Wochen ist mein Heimweh mutiert und ich spüre es jetzt sehr untergründig, nicht stark vertreten und doch irgendwie immer in schwacher Form dabei. Ich genieße meine Zeit hier, jetzt nach der Wahl rausgehen und sich langsam ein Leben aufbauen zu können. Ich hab beispielsweise mit Volleyball angefangen, was nach einem Monat nichts tun wirklich tough ist. Außerdem haben wir gerade regelmäßig Workshops zum Thema NGO’s, was wichtig für die Zukunft der Flying Girls ist. Bei ihnen fängt jetzt auch die regelmäßige Arbeit an Schulen in Schulclubs an, bei denen ich diese Woche Freitag zum ersten Mal dabei war und die wöchentlich besucht werden sollen. Ich hab angefangen an mehr Events teilzunehmen (vielleicht auch nur weil in letzter Zeit ein paar sehr coole waren), wie beispielsweise das Art Dream Night Festival (letztenendes ein Kreativmarkt), Karaoke im Red’s, eine Bar mit unserem Mentor zu besuchen oder wöchentlich an Sounds of Malawi (Auftritte verschiedener lokaler Live Bands) teilzunehmen.


Doch das Heimweh bleibt bestehen, bei mir äußert es sich in so vielen kleinen und einfachen Dingen, wie dem Vermissen deutscher Innenstädte, wenn ich mit einer Freundin telefonieren und sie durch die Stadt geht, oder Baumärkten, wenn an einem Stand Bodenbeläge verkauft werden und ich mich zurück erinnere, wie man so was in Deutschland kauft. Wie gesagt das Heimweh ist meistens untergründig. Die Ursache ist auch nicht, dass mich solche Dinge hier explizit stören. Ich liebe die Stadt und deren Aufbau, das viele Grün und die weiten Flächen, die nicht dicht an dicht bebaut sind. Das Problem ist, ich vermisse das Bekannte.
Dazu kommen aber natürlich auch noch einige härtere Momente, in denen ich Personen und Situationen vermisse, wie meine kleine Schwester um mich zu haben, von meinen Eltern (in Person) unterstützt zu werden, mit bestimmten Freunden Dinge zu unternehmen, die sonst wie alltäglich waren oder von einer ganz bestimmten Person in den Arm genommen zu werden. Mal sind diese Momente stärker, mal schwächer. Und das ist auch okay, hab ich den Höhepunkt des Vermissen und des Heimwehs erreicht? Keine Ahnung, wahrscheinlich nicht.
Ich wusste jedoch worauf ich mich einlasse und dass es nicht immer leicht wird. Nichtsdestotrotz schätze ich meine Zeit hier und würde die gleiche Entscheidung wieder treffen. Das Jahr stärkt mich und meine Beziehungen, es verändert und beeinflusst, ich werde und habe viele neue Eindrücke gesammelt, Erfahrungen gemacht und Perspektiven gehört. Das Leben hier sooo anders als in Deutschland, was es schwer und gleichermaßen lebenswert macht.